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Auszug aus dem Vortrag
„Die Entdeckung der
individuellen Kommunikation“
Zukunftskongress im Rahmen der 20.
Sommerakademie in Abano Terme,
Italien
2007 |
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Vortrag von Sabine Raiser:
Individuelle Kommunikation als Basis
Strategischer
Kommunikation
Gute Kommunikation verhindert oder mindert unnötige
Reibungsverluste. Da gibt es zum einen die zahlreichen und weitgehend
bekannten Tipps und Tricks, die das Laufen oder Marschieren in Richtung
Ziel erleichtern. Sie kommen von außen. Denn sie werden uns von
jemandem, der „sein Handwerk versteht“, beigebracht. Viele davon sind
nützliche Patentrezepte. Dabei handelt es sich beispielsweise um
effiziente Vorgehensweisen beim Verkauf von Produkten, bei der
Präsentation von Ideen, bei der Moderation von Meetings oder beim
Bewerbungsgespräch.
Sie werden über Verkaufs- oder
Kommunikationstrainings angeboten und helfen oft weiter. Wir lernen
dabei, wie man eine Präsentation strukturiert, wie wir einen gewinnenden
Start hinkriegen und wie viele Folien erlaubt sind. Ebenso wissen wir,
dass unsere Argumente stichhaltig und bestenfalls unwiderlegbar sein
sollten. Das hilft weiter. Ist aber oft nicht genug. Warum ist das so?
Eine Antwort darauf bietet der große Aufklärer
Immanuel Kant, wenn er sagt: „Widerlegt zu werden, ist nicht so sehr die
Gefahr, sondern vielmehr, nicht verstanden zu werden“. Das „nicht
verstanden zu werden“ bezieht sich hierbei weder auf die Komplexität des
Themas noch auf die intellektuelle Fähigkeit der Gesprächspartner.
Deshalb ist es auch nicht immer nötig, die Strategie bis auf die
sprichwörtlich zweite Zahl hinter dem Komma abzusichern. „Nicht
verstanden zu werden“ bedeutet hier, dass es keine Beziehungsebene
zwischen den Akteuren gibt. Oder eine gestörte.
Die zuvor genannten Tipps und Tricks beziehen sich
weitgehend auf eine Verbesserung der Sachkompetenz und der
Methodenkompetenz. Und selbst, wenn die Sozialkompetenz geschult wird,
streift das oft nur beiläufig die Beziehungsebene. Denn das geschulte
Wissen, die Tipps und Tricks kommen von außen und haben den Anspruch der
Allgemeingültigkeit.
Die subjektive Beziehungsebene ist aber häufig für
die Zielerreichung ebenso wichtig wie die objektive Bereitstellung von
Zahlen und Fakten. Wer beispielsweise „aus Prinzip“ keine Fleischklopse
in weichen Brötchen mag, wird sich auch nach langer rhetorisch
geschulter Darlegung eines überzeugenden Preis-/Leistungsverhältnisses
im Vergleich zu anderen Mittagessen nicht entscheiden, diesen
Fleischklops zu kaufen. Was immer ihm gesagt wird, er will und wird
nicht verstehen.
Denn jedes Verstehen würde seine Wahrnehmung, seine
Weltsicht und seine Werte erschüttern. Und wer will das schon? Oder um
es mit Schopenhauer zu sagen: „Der menschliche Wille wird allezeit nur
durch sein stärkstes Motiv bestimmt. Er ist immer nur die Folge dieser
einen Ursache: Der Mensch tut allezeit nur, was er will, und tut es doch
notwendig.“ Bewusst ist er sich dessen indes nur selten. Wer oder was
steuert ihn also wirklich?
Die Wurzeln meines Ansatzes sind uralt. Sie finden
ihren Ursprung im philosophischen Denken. Etwa 2500 Jahre alt. „Erkenne
Dich selbst“, lautet die Botschaft. Eingemeißelt in die Tempelsteine von
Delphi, verkündet von Buddha in Indien und von Zarathustra in Persien
ist er der Ursprung wirkungsvoller Kommunikation. Zahlreiche andere
Denker wie Nietzsche, Schopenhauer, Kant, Hegel, Fichte, Goethe, Freud,
Jung, Sartre, Watzlawick, Wilber etc. griffen diesen Appell auf.
Dieser Ansatz der Selbsterkenntnis als Basis für
ein erfolgreiches Denken und Handeln kommt - anders als die Tipps und
Tricks - nicht von außen, sondern von innen. Das macht ihn so
wirkungsvoll.
Und das macht ihn für manche so schwer. Er kommt
aus der Erkenntnis unserer so genannten Primären Treiber. Aus der
Erkenntnis, dessen, was uns in unserem Tun treibt, wenn wir das eine
wollen oder das andere ablehnen. Diese Erkenntnis führt uns im ersten
Schritt zu einem hohen Maß an Selbsterkenntnis. Unsere Fähigkeiten und
Vorlieben, unsere Schwächen und Abneigungen werden ebenso deutlich wie
unsere ungenutzten Potenziale und unbewussten Entscheidungen. Worauf in
konsequenter Folge und weiterer persönlicher Anstrengung die Erkenntnis
dessen folgt, was die anderen Menschen treibt. Paul Watzlawick dazu:
„Nur wenn wir uns selbst verstehen in unserem Denken und Tun, können wir
uns verständlich machen.“
Insbesondere mit Kant wurde deutlich, dass das, was
erkannt wird, von dem, der es erkennt, maßgeblich abhängt. Denn der
Erkennende konstruiert das Erkannte selbst. Und zwar anhand seiner
Wahrnehmung, seiner Weltsicht und seiner daraus erwachsenen Werte. Das
bedeutet, dass die Wirklichkeit nicht so erkannt werden kann, wie sie an
sich ist, sondern nur so, wie sie bei jedem ankommt. Und das ist immer
unterschiedlich. Wir erklären uns die Welt nicht, wie wir sie
wahrnehmen. Wir nehmen die sie wahr, wie wir sie und erklären können.
Und genau da liegen die meisten Stolpersteine versteckt. Denn
Wahrnehmung ist grundsätzlich individuell und damit nicht teilbar.
(in-dividuare – nicht-teilbar)
Erkenne dich selbst! Leichter gesagt als getan. Und
deshalb sind die von außen kommenden Tipps und Tricks mit dem Angebot,
schwierige Situationen zu bewältigen ebenso beliebt wie aber auch
begrenzt. Sie sind im Grunde erkauftes Wissen aus zweiter Hand, das
kurzfristig hilft, aber auf die Dauer in die Irre führt. Es gibt
Methoden, die den inneren Erkenntnisprozess erleichtern und das
Bewältigen komplexer Herausforderungen damit umfassender und
nachhaltiger ermöglichen.
Die Integrale Profil-Analyse IPA bündelt einige
dieser Methoden und macht sie leicht verständlich. Das macht sie so
wertvoll. Gerade in einer Zeit stetigen Wandels.
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